Die Kunst des Verputzens

Von Anna Schmidt | 28. September 2023 | Renovierung
Putz Wände Techniken Innenausbau Renovierung

Der Wandputz ist mehr als nur ein funktionaler Aspekt des Bauens – er ist eine Kunst, die Räumen Charakter und Persönlichkeit verleiht. Eine gut verputzte Wand schafft nicht nur eine glatte Oberfläche für weitere Gestaltungsmöglichkeiten, sondern kann selbst zum dekorativen Element werden. In diesem Artikel stellen wir verschiedene Putztechniken vor und geben professionelle Tipps für gelungene Ergebnisse.

Die Grundlagen des Verputzens

Bevor wir uns mit den verschiedenen Techniken befassen, ist es wichtig, die Grundlagen zu verstehen – vom richtigen Material bis zur optimalen Vorbereitung.

1. Die verschiedenen Putzarten und ihre Eigenschaften

Es gibt verschiedene Putzarten, die sich in ihrer Zusammensetzung und ihren Eigenschaften unterscheiden:

  • Kalkputz: Atmungsaktiv, feuchtigkeitsregulierend und natürlich schimmelresistent. Ideal für Altbauten und historische Gebäude.
  • Gipsputz: Besonders glatt, schnell trocknend und einfach zu verarbeiten. Gut geeignet für Innenräume ohne hohe Feuchtigkeitsbelastung.
  • Zementputz: Sehr fest und wasserbeständig. Ideal für Außenfassaden oder Feuchträume wie Badezimmer und Keller.
  • Lehmputz: Natürlich, umweltfreundlich und mit hervorragenden raumklimatischen Eigenschaften. Reguliert Luftfeuchtigkeit besonders gut.

2. Die richtige Vorbereitung des Untergrundes

Der Erfolg beim Verputzen hängt maßgeblich von der richtigen Vorbereitung des Untergrundes ab:

  • Entfernen Sie alte, lose Putzreste und säubern Sie die Wand gründlich.
  • Prüfen Sie die Wand auf Unebenheiten und Risse – diese sollten vorab ausgebessert werden.
  • Bei stark saugenden Untergründen (z.B. Porenbeton) ist eine Grundierung erforderlich.
  • Unebene oder verschiedenartige Untergründe sollten mit einem Putzträger (z.B. Putzgewebe oder -gitter) ausgeglichen werden.
  • Bei glatten, nicht saugenden Untergründen (z.B. Beton) verwenden Sie einen Haftputz oder Haftbrücke.

Professionelle Techniken für das Verputzen

1. Der klassische Verputzvorgang in Schichten

Das traditionelle Verputzen erfolgt in mehreren Schichten:

  1. Spritzbewurf oder Haftputz: Dünne, unregelmäßige erste Schicht für optimale Haftung.
  2. Grundputz: Hauptschicht, die Unebenheiten ausgleicht (5-15 mm dick).
  3. Feinputz: Abschließende dünne Schicht (ca. 2-5 mm) für eine glatte Oberfläche.

Zwischen den einzelnen Schichten muss jeweils eine ausreichende Trocknungszeit eingehalten werden. Bei modernen Putzprodukten ist oft ein Einschichtsystem möglich, das Zeit spart und dennoch gute Ergebnisse liefert.

2. Techniken für verschiedene Oberflächenstrukturen

Je nach gewünschtem Erscheinungsbild gibt es verschiedene Techniken zur Gestaltung der Putzoberfläche:

  • Glattputz: Mit einer Glättkelle wird der noch feuchte Putz geglättet bis eine gleichmäßige, glatte Oberfläche entsteht.
  • Reibeputz: Mit einem Reibebrett wird die Oberfläche kreisförmig bearbeitet, was eine leicht raue, gleichmäßige Struktur ergibt.
  • Scheibenputz: Durch Kreisbewegungen mit einer Scheibe entstehen charakteristische runde Muster.
  • Kellenstrichputz: Mit der Kante der Kelle werden dekorative Striche oder Muster in den feuchten Putz gezogen.
  • Stucktechniken: Für dekorative Elemente und Verzierungen, oft in historizistischen oder klassizistischen Gebäuden.
Glattputz Reibeputz Kellenstrichputz Werkzeuge

Spezielle Anwendungen und moderne Trends

1. Fassadenputz - Schutz und Gestaltung

Fassadenputz muss besonderen Anforderungen genügen, da er ständig der Witterung ausgesetzt ist:

  • Wetterfestigkeit und UV-Beständigkeit
  • Atmungsaktivität bei gleichzeitigem Wasserschutz
  • Schlagregensicherheit
  • Wärmedämmende Eigenschaften (Wärmedämmverbundsysteme)

Moderne Fassadenputze enthalten oft zusätzliche Additive zur Verbesserung der Eigenschaften, wie z.B. Silikonharze für besseren Wasserschutz oder Fasern für höhere Rissbeständigkeit.

2. Dekorative Putztechniken

Über die rein funktionalen Aspekte hinaus hat Putz auch eine dekorative Funktion:

  • Marmorino: Glänzender Kalkputz, der an Marmor erinnert und bereits von den Römern verwendet wurde.
  • Tadelakt: Traditioneller marokkanischer Kalkputz, der wasserdicht und seidenartig glänzend ist.
  • Lehmputz mit Stroh: Natürliche, rustikale Optik mit sichtbaren organischen Bestandteilen.
  • Strukturputze: Mit verschiedenen Zusätzen und Techniken können unzählige Strukturen erzeugt werden.

3. Moderne Entwicklungen

Die Putztechnologie entwickelt sich ständig weiter:

  • Schimmelresistente Putze: Mit fungiziden Zusätzen oder durch natürliche alkalische Eigenschaften (Kalkputz).
  • Wärmedämmputze: Mit wärmedämmenden Zuschlagstoffen wie Perlit oder Styroporkugeln.
  • Akustikputze: Zur Verbesserung der Raumakustik durch schallabsorbierende Eigenschaften.
  • Magnetputz: Mit Eisenpartikeln versetzter Putz, der es ermöglicht, Magnete an der Wand zu befestigen.
  • Selbstreinigende Putze: Mit photokatalytisch wirksamen Zusätzen, die durch Lichteinwirkung Schmutz abbauen.

Häufige Probleme und deren Lösungen

Auch bei sorgfältiger Arbeit können beim Verputzen Probleme auftreten. Hier sind einige häufige Schwierigkeiten und wie man sie löst:

1. Risse im Putz

Ursachen können sein: zu schnelles Trocknen, falsche Mischungsverhältnisse oder Strukturbewegungen im Untergrund.

Lösungen:

  • Kleine Risse: Mit elastischer Spachtelmasse füllen und überstreichen.
  • Größere Risse: Ausfräsen, mit Fugenfüller verfüllen und ggf. Armierungsgewebe einbetten.
  • Präventiv: Armierungsgewebe im Putz einbetten, besonders an kritischen Stellen wie Fensterecken.

2. Ablösender Putz

Ursachen können sein: mangelnde Haftung am Untergrund oder Feuchtigkeit hinter dem Putz.

Lösungen:

  • Lose Putzstellen vollständig entfernen.
  • Untergrund gründlich reinigen und ggf. grundieren.
  • Bei feuchten Wänden zuerst die Ursache der Feuchtigkeit beseitigen (z.B. defekte Dichtungen, aufsteigende Feuchtigkeit).

3. Unregelmäßige Oberfläche

Ursachen können sein: ungleichmäßiges Auftragen oder unzureichendes Werkzeug.

Lösungen:

  • Bei Feinputz: Oberfläche anfeuchten und erneut glätten.
  • Bei größeren Problemen: Dünne Ausgleichsschicht auftragen.
  • Präventiv: Mit Abziehlatte und Richtscheit arbeiten, um die Ebenheit zu kontrollieren.

Das Verputzen von Wänden ist sowohl Handwerk als auch Kunst. Mit den richtigen Techniken, Materialien und etwas Übung können Sie beeindruckende Ergebnisse erzielen, die nicht nur funktional sind, sondern auch ästhetisch überzeugen. Denken Sie daran, dass besonders bei komplexen Projekten oder wenn Sie unsicher sind, die Unterstützung durch Fachleute sinnvoll sein kann.

Falls Sie Fragen haben oder professionelle Hilfe für Ihr Putzprojekt benötigen, kontaktieren Sie uns – unser erfahrenes Team steht Ihnen gerne zur Verfügung.