Estrich verlegen - Schritt für Schritt

Von Thomas Müller | 15. September 2023 | Bodenbeläge
Estrich Boden Anleitung Renovierung Bauphysik

Estrich ist die perfekte Basis für nahezu jeden Bodenbelag – von Fliesen über Parkett bis zu Laminat. Ein korrekt verlegter Estrich sorgt für eine ebene, glatte Oberfläche und kann bei richtiger Ausführung sogar zur Wärmedämmung und Schallisolierung beitragen. In diesem Artikel erfahren Sie alles über das Verlegen von Estrich – vom Materialkauf bis zur Nachbehandlung.

Bodenbelag Estrich Dämmung Rohbeton

Was ist Estrich?

Estrich ist ein Gemisch aus Bindemittel (meist Zement), Zuschlagstoff (Sand oder Kies) und Wasser. Er wird als Ausgleichsschicht auf dem Rohboden aufgetragen und bildet die Grundlage für den späteren Bodenbelag. Je nach Anwendungsbereich und Anforderungen gibt es verschiedene Estricharten:

  • Zementestrich: Der klassische und meistverwendete Estrich, robust und für fast alle Bereiche geeignet.
  • Calciumsulfatestrich (Anhydritestrich): Selbstnivellierend und schnell trocknend, aber nicht für Feuchträume geeignet.
  • Gussasphaltestrich: Schnell begehbar und wasserdicht, aber teurer in der Herstellung.
  • Magnesia-Estrich: Elastisch und fugenlos, wird häufig in Sporthallen verwendet.

In diesem Artikel konzentrieren wir uns hauptsächlich auf den Zementestrich, da dieser am häufigsten im Heimwerkerbereich zum Einsatz kommt.

Vorbereitung und Planung

1. Materialbedarf berechnen

Für die Berechnung des Materialbedarfs benötigen Sie die Fläche des Raumes und die gewünschte Estrichdicke. Die übliche Dicke für Zementestrich liegt bei:

  • 35-40 mm für nicht belastete Bereiche (z.B. Wohnräume)
  • 45-50 mm für normal belastete Bereiche
  • 60-65 mm für stark belastete Bereiche
  • Bei Fußbodenheizungen mindestens 45 mm (mit 30 mm Überdeckung der Heizrohre)

Für einen Kubikmeter Estrich benötigen Sie etwa:

  • 300-350 kg Zement
  • 1800 kg Sand (Körnung 0-8 mm)
  • 150-180 Liter Wasser

Alternativ können Sie auch fertige Estrichmischungen verwenden, die nur noch mit Wasser angerührt werden müssen.

2. Benötigte Werkzeuge

  • Betonmischer oder Rührwerk für Estrich
  • Schubkarre zum Transport des Estrichs
  • Estrichkartuschen (Höhenmarker)
  • Nivellierlatte oder Wasserwaage
  • Abziehlatte (Richtscheit)
  • Glättkelle
  • Reibebrett
  • Randstreifen (Dämmstreifen)
  • Folie als Dampfsperre (PE-Folie)
  • ggf. Dämmplatten
  • Eimer, Schaufel, Maurerkelle
  • Schutzkleidung (Handschuhe, Schutzbrille, robuste Schuhe)
Betonmischer Abziehlatte Glättkelle Schubkarre Randstreifen PE-Folie Dämmplatte Wasserwaage

Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Estrich verlegen

1. Untergrund vorbereiten

Der Untergrund für den Estrich muss sauber, trocken und tragfähig sein. Folgende Schritte sind wichtig:

  • Reinigen Sie den Untergrund gründlich von Staub, Schmutz und losen Teilen.
  • Prüfen Sie den Untergrund auf Risse oder Schäden und bessern Sie diese aus.
  • Befestigen Sie Randstreifen (Dämmstreifen) entlang aller Wände und aufgehenden Bauteile, um Spannungen auszugleichen und Wärmebrücken zu vermeiden.
  • Verlegen Sie, falls erforderlich, eine Dämmschicht für Wärme- und/oder Schalldämmung.
  • Bringen Sie eine Dampfsperre (PE-Folie) auf, um aufsteigende Feuchtigkeit zu verhindern. Die Folie sollte an den Rändern mindestens 10 cm überlappen und mit Klebeband abgedichtet werden.
  • Bei einer Fußbodenheizung: Verlegen Sie das Heizungssystem gemäß den Herstellerangaben.

2. Höhenmarken setzen

Um eine gleichmäßige Estrichdicke zu gewährleisten, sollten Sie Höhenmarken (Estrichkartuschen) setzen:

  • Bestimmen Sie die gewünschte Estrichhöhe mit einem Nivelliergerät oder einer Wasserwaage.
  • Setzen Sie die Estrichkartuschen in einem Raster von etwa 1-2 Metern Abstand.
  • Füllen Sie eine kleine Menge Estrich unter jede Kartusche und stellen Sie sie auf die richtige Höhe ein.
  • Lassen Sie den Estrich unter den Kartuschen etwas antrocknen, damit sie beim späteren Estricheinbau stabil stehen.

3. Estrich anmischen

Wenn Sie keinen Fertigestrich verwenden, mischen Sie den Estrich wie folgt an:

  • Füllen Sie den Betonmischer mit etwa der Hälfte des benötigten Sandes.
  • Fügen Sie den Zement hinzu und mischen Sie kurz durch.
  • Geben Sie den restlichen Sand hinzu.
  • Fügen Sie langsam Wasser hinzu, bis die richtige Konsistenz erreicht ist. Der Estrich sollte erdfeuchte Konsistenz haben – nicht zu trocken, aber auch nicht zu flüssig.
  • Mischen Sie alles gründlich für mindestens 3-5 Minuten, um eine homogene Masse zu erhalten.
Estrich PE-Folie (Dampfsperre) Dämmschicht Rohbeton / Untergrund Randstreifen Höhenmarken / Estrichkartuschen Abziehlatte

4. Estrich einbringen und verteilen

Nach dem Anmischen muss der Estrich zügig verarbeitet werden:

  • Transportieren Sie den Estrich mit einer Schubkarre zum Einbauort.
  • Gießen Sie den Estrich in einem Arbeitsgang aus, beginnend von der entferntesten Ecke des Raumes in Richtung Ausgang.
  • Verteilen Sie den Estrich grob mit einer Schaufel oder Harke zwischen den gesetzten Höhenmarken.
  • Verdichten Sie den Estrich leicht durch Stampfen, besonders wichtig bei dickeren Schichten.

5. Estrich abziehen und glätten

Das Abziehen sorgt für eine ebene Oberfläche:

  • Legen Sie die Abziehlatte auf die Höhenmarken und ziehen Sie sie in einer sägeartigen Bewegung über den frischen Estrich.
  • Arbeiten Sie systematisch von einer Seite des Raumes zur anderen.
  • Füllen Sie eventuelle Vertiefungen mit zusätzlichem Estrich auf und ziehen Sie erneut ab.
  • Sobald der Estrich leicht angetrocknet ist (wenn er nicht mehr klebt), können Sie mit dem Glätten beginnen.
  • Glätten Sie die Oberfläche mit der Glättkelle in kreisenden Bewegungen.
  • Für eine besonders glatte Oberfläche können Sie den Estrich später noch einmal mit einer Flügelglätter bearbeiten.

6. Trocknung und Nachbehandlung

Die richtige Trocknung ist entscheidend für die Qualität des Estrichs:

  • Schützen Sie den frischen Estrich in den ersten 2-3 Tagen vor direkter Sonneneinstrahlung, Zugluft und Frost.
  • In den ersten Tagen sollte der Estrich leicht feucht gehalten werden, um Rissbildung zu vermeiden (besonders bei heißem Wetter).
  • Die Begehbarkeit ist nach etwa 3 Tagen gegeben, aber die volle Belastbarkeit erst nach ca. 28 Tagen.
  • Die Trocknungszeit bis zur Belegreife (wenn der Bodenbelag verlegt werden kann) beträgt bei Zementestrich etwa 4 Wochen pro cm Estrichdicke (Faustformel).
  • Die Restfeuchte sollte vor dem Verlegen des Bodenbelags mit einem CM-Gerät gemessen werden. Die maximal zulässige Restfeuchte hängt vom gewählten Bodenbelag ab:
    • Für Parkett und Laminat: max. 2,0 CM-%
    • Für PVC und Linoleum: max. 2,5 CM-%
    • Für dampfdichte Beläge: max. 2,0 CM-%
    • Für textile Beläge: max. 3,0 CM-%

Besonderheiten bei verschiedenen Estricharten

1. Verbundestrich

Ein Verbundestrich wird direkt auf den tragfähigen Untergrund aufgebracht und fest mit diesem verbunden:

  • Der Untergrund muss besonders gründlich gereinigt und ggf. aufgeraut werden.
  • Eine Haftbrücke (z.B. Zementschlempe oder spezielle Haftbrückenprodukte) wird auf den Untergrund aufgetragen.
  • Der Estrich wird "frisch in frisch" in die noch feuchte Haftbrücke eingebracht.
  • Verbundestrich erfordert eine minimale Dicke von 25-30 mm.

2. Estrich auf Trennlage

Estrich auf Trennlage wird auf einer Folie verlegt, die den Estrich vom Untergrund trennt:

  • Ideal, wenn der Untergrund nicht für einen Verbundestrich geeignet ist.
  • Erfordert eine Mindestdicke von 35-40 mm.
  • Die Trennlage (PE-Folie) muss sorgfältig und überlappend verlegt werden.

3. Schwimmender Estrich

Ein schwimmender Estrich wird auf einer Dämmschicht verlegt und ist nicht mit dem Untergrund verbunden:

  • Bietet sehr gute Wärme- und Schalldämmung.
  • Erfordert eine Mindestdicke von 45 mm (bei geringer Belastung) bis 65 mm (bei hoher Belastung).
  • Bei Fußbodenheizung muss der Estrich mindestens 45 mm dick sein, mit einer Überdeckung der Heizrohre von mindestens 30 mm.

4. Fließestrich

Calciumsulfat-Fließestrich (Anhydritestrich) ist selbstnivellierend und besonders für große Flächen geeignet:

  • Wird flüssiger angemischt als Zementestrich und verteilt sich fast von selbst.
  • Eignet sich sehr gut für Fußbodenheizungen wegen der guten Wärmeleitfähigkeit.
  • Nicht für Feuchträume geeignet.
  • Vor dem Verlegen eines Bodenbelags muss die Oberfläche meist angeschliffen werden, um die Sinterschicht zu entfernen.

Tipps von Profis und häufige Fehler

Profi-Tipps

  • Richtiges Mischungsverhältnis: Für Standardanwendungen empfehlen wir ein Mischungsverhältnis von 1 Teil Zement zu 4 Teilen Sand (nach Volumen).
  • Ausreichende Hilfe organisieren: Estricharbeiten sind körperlich anstrengend und müssen zügig erfolgen. Sorgen Sie für ausreichend Helfer.
  • Bei größeren Flächen: Teilen Sie große Flächen mit Bewegungsfugen in Felder von maximal 40 m² ein.
  • Zeitplanung: Planen Sie ausreichend Zeit für die Trocknung ein, bevor der Bodenbelag verlegt wird. Das spart später teure Sanierungen.
  • Estriche mit Zusätzen: Estrichzusätze können die Eigenschaften verbessern – Fließmittel verbessern die Verarbeitbarkeit, Fasern erhöhen die Festigkeit, Beschleuniger verkürzen die Trocknungszeit.

Häufige Fehler und wie Sie sie vermeiden

  • Zu viel Wasser: Ein zu "nasser" Estrich führt zu geringerer Festigkeit und längerer Trocknungszeit.
  • Fehlende Randstreifen: Diese sind unverzichtbar, um Spannungsrisse zu vermeiden.
  • Unzureichende Untergrundvorbereitung: Ein schlecht vorbereiteter Untergrund führt zu Haftungsproblemen und Hohlstellen.
  • Zu frühe Belastung: Der Estrich sollte in den ersten Tagen nicht begangen werden.
  • Zu frühe Belegung: Warten Sie, bis der Estrich vollständig trocken ist, bevor Sie den Bodenbelag verlegen.
  • Fehlende Bewegungsfugen: Diese sind besonders bei größeren Flächen wichtig, um Rissbildung zu vermeiden.

Fazit

Das Verlegen von Estrich ist ein anspruchsvolles, aber durchaus machbares Heimwerkerprojekt. Mit der richtigen Vorbereitung, den geeigneten Werkzeugen und dieser Anleitung können Sie einen qualitativ hochwertigen Estrich verlegen, der eine perfekte Basis für Ihren Wunschbodenbelag bildet. Bedenken Sie jedoch, dass bei größeren Flächen oder besonderen Anforderungen die Beauftragung eines Fachbetriebs sinnvoll sein kann, um optimale Ergebnisse zu gewährleisten.

Bei Fragen zur Estrichverlegung oder wenn Sie professionelle Unterstützung für Ihr Projekt benötigen, stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Kontaktieren Sie unser Expertenteam für eine kostenlose Beratung.